Dienstag, 30. Juni 2015

Zwischenpräsentation im Grafinger W-Seminar

Das erste Schuljahr im W-Seminar am Gymnasium Grafing ist fast vorbei. Zeit, vorläufige Bilanz zu ziehen: Dieser Tage präsentieren die Schülerinnen und Schüler ihre Rechercheergebnisse. Jeder Teilnehmer präsentiert 10 Minuten lang und geht dabei auf aktuelle Probleme ein. Dann wird diskutiert und es werden Fragen beantwortet.
Die Präsentationen dienen einem doppelten Zweck: Zum einen gibt‘s darauf Noten, zum anderen nutzt Sabine Gerhardus die Gelegenheit, um Tipps für die weitere Arbeit zu geben.




Samstag, 20. Juni 2015

"Namen statt Nummern" mit neuen Bannern in Oosterbeek



Jan van Kuik
Die Bernulphuskerk Oosterbeek zeigte vom 23.5.-30.5.2015 die Ausstellung "Namen statt Nummern". Es wurden dort die neuen Banner von Jan van Kuik und Velo Biermann enthüllt.
Der Dachauer Oberbürgermeister Florian Hartmann schickte ein Grußwort. Wir dokumentieren den Wortlaut.


Sehr geehrte Gäste der Ausstellungseröffnung,liebe Freunde aus unserer Kulturpartnerstadt Renkum,


ich freue mich als Oberbürgermeister der Stadt Dachau sehr, dass die Ausstellung „Namen statt Nummern“ heute in der Bernulphuskerk Oosterbeek eröffnet werden kann.  Bereits 2008 war die Ausstellung schon einmal in Renkum zu Gast.
Die Ausstellung, die in vielen Sprachen bereits in vielen Ländern weltweit zu sehen war, ist für die Stadt Dachau eine zeitgeschichtliche Botschafterin geworden. Sie steht beispielhaft für die Lern- und Erinnerungsarbeit, der sich die Stadt Dachau gemeinsam mit zahlreichen zeitgeschichtlichen Institutionen und Vereinen in Dachau verpflichtet sieht.
Die Lern- und Erinnerungsarbeit ist – neben der Kunst- und Kulturgeschichte – auch das zentrale verbindende Element zwischen den Städten Renkum und Dachau. 2015 können wir auf 10 Jahre Kultur- und Zeitgeschichtspartnerschaft zurückblicken. Von Schulpartnerschaften über Erinnerungsprojekte bis hin zu politischen Begegnungen hat sich zwischen unseren beiden Städten viel entwickelt. Im Oktober werde ich selbst mit einer Delegation des Dachauer Stadtrats und der Stadtverwaltung für einige Tage in ihrer wunderschönen Stadt zu Gast sein, die ich bereits im letzten Jahr beim Airborne-Gedenken kennenlernen durfte. Ich bin mir sicher, dass wir auch in den nächsten Jahren viele Ideen gemeinsam verwirklichen werden und freue mich bereits auf diese Zusammenarbeit.
Der Ausstellung „Namen statt Nummern“ wünsche ich großen Erfolg und viele interessierte Besucher.


Ihr  Florian Hartmann, Oberbürgermeister der Stadt Dachau

Samstag, 13. Juni 2015

Zeit für Bildung - Landesdelegiertenkonferenz des BLLV




(Fotos BLLV)

„Zeit für Bildung“ lautete das Motto der Landesdelegiertenkonferenz des BLLV am 15. Mai. Dahinter verbirgt sich eine der zentralen Forderungen des Verbands: „Der Druck auf die Schule wächst, die Aufgaben nehmen zu, die Erwartungen steigen. Mangel an Zeit wird von Lehrerinnen und Lehrern in diesem Kontext als zentrales Problem der heutigen Schule erlebt.“

Sabine Gerhardus besuchte die Festveranstaltung: "Der Landesgeschäftsführer Dr. Reithmeier, dem wir ja die Kooperation mit dem Gedächtnisbuch und das Biographie-Projekt über jüdische und verfolgte Lehrer in Bayern zu verdanken haben, hat den Empfang organisiert. Ich fand es ganz toll, wie es ihm gelungen ist, eine Veranstaltung, bei der verbands- und bildungspolitische Fragen diskutiert werden, sehr unterhaltsam zu gestalten! Die Clowns waren wirklich klasse, sie führten akrobatisch und pantomimisch in die Themen ein und leiteten jeweils zum nächsten Redner über."

Die Landesdelegiertenkonferenz verabschiedete den bisherigen Präsidenten Klaus Wenzel, der jedes Jahr der Präsentation der neuen Gedächtnisblätter beigewohnt hat. Er stellte sich nach 8 Jahren Amtszeit aus Altersgründen nicht mehr zur Wahl. Die Landesdelegiertenkonferenz wählte die neue Vorsitzende Simone Fleischmann, Lehrerin und Schulleiterin einer Grund- und Mittelschule in Poing. Auch als Schulpsychologin war sie lange Zeit aktiv. Sie möchte den kämpferischen Weg ihres Vorgängers fortsetzen, der sich nie scheute, mit klaren Positionen an die Öffentlichkeit zu treten.


Donnerstag, 11. Juni 2015

W-Seminar Grafing: Rechercheaktivitäten für die Biografie




Sabine Gerhardus im Gespräch mit Katharina Steinegger

Text: Sabine Gerhardus
Fotos: Julian Monatzeder

Die Pfingstferien nutzten Schüler des W-Seminars am Gymnasium Grafing für die Arbeit an ihrer Gedächtnisbuch-Biographie: Im Juni sollen sie ihre Forschungsergebnisse vor dem Kurs präsentieren – das ist nicht nur eine Gelegenheit, sich zu vergewissern, ob die Recherche bisher gut gelaufen ist und bald abgeschlossen werden kann, sondern es gibt auch Noten. Ein Grund mehr, sich in der schulfreien Zeit nochmal richtig reinzuknien.
Die Schüler haben schon ziemlich viel über ihre Person herausgefunden, die Biographien – bisher in tabellarischen Lebensläufen übersichtlich geordnet – werden immer detailreicher. Einige Schüler nutzten die Gelegenheit, sich in den Ferien nochmal ausführlich beraten zu lassen. Im Laufe der Recherche tauchen immer wieder neue Fragestellungen auf, manchmal lassen sich zu einer Lebensstation einfach keine Quellen finden. Yannick hatte eher das gegenteilige Problem: Wie aus einem mehrere tausend Seiten umfassenden Bestand das wichtige rausfinden?
Selina kam, um ihr Interview mit Angehörigen vorzubereiten und sich noch Tipps für die Recherche zu holen.

Katharina Steinegger hat bereits einen detailreichen Lebenslauf über den Münchner jüdischen Lehrer Ferdinand Kissinger zusammengestellt. Sie sucht nach einer Personalakte bzw. einer Quelle, die den ersten Anstellungsort Willmars in Unterfranken belegt bzw. Auskunft geben kann, von wann bis wann Kissinger dort angestellt war. Außerdem wirft das Schicksal von Kissingers geschiedener Ehefrau Fragen auf – sie wurde 1930 in die Universitätsklinik für Gemüts- und Nervenkranke in Frankfurt/Main eingewiesen und starb noch vor 1941 unter bisher ungeklärten Umständen im Ausland. Ich hoffe, dass ich Katharina mit dem Kontakt zu dem renommierten Dachauer Medizinhistoriker Gerrit Hohendorf weiterhelfen kann, der maßgeblich an der Erforschung der Bestände der NS-Krankenmorde beteiligt war.

Katharina nutzte den Besuch in Dachau gleich doppelt: Sie hatte den KZ-Gedenkstätten-Besuch in der 10. Klasse nicht mitmachen können und holte dies nun gleich nach: Maya Bakulina, ASF-Freiwillige der Versöhnungskirche und des Gedächtnisbuchs begleitete Katharina bei ihrem Besuch. Mit dabei war auch ein Filmteam des BLLV, das einen Kurzfilm über das Projekt Erinnern des BLLV vorbereitet. Die Fotos, die wir hier zeigen, stammen aus dem Filmmaterial!


Mittwoch, 10. Juni 2015

Gemeindeblatt "Vierkirchen aktuell" veröffentlicht Artikel zum Gedächtnisbuch


Die neueste Ausgabe des Gemeindeblatts "Vierkirchen aktuell" enthält einen Artikel über die Ausstellungs-Eröffnung in Holland und das Landkreis-Projekt des Gedächtnisbuchs. Sabine Gerhardus, Projektleiterin im Gedächtnisbuch, freut sich, dass sie Bewohner ihrer Heimatgemeinde auf diese Weise informieren durfte. Wer den zweiseitigen Artikel lesen will und nicht in Vierkirchen wohnt, schickt bitte eine kurze Mail an info@gedaechtnisbuch.de .

Dienstag, 2. Juni 2015

Warum gibt es in München keine Ludwig-Kaumheimer-Straße? Interview mit Thomas Nowotny

(Foto: Thomas Nowotny)


Als der Kinderarzt Thomas Nowotny zum ersten Mal die Gedenkstätte in Dachau besuchte, dachte er, zum Glück war niemand von meiner Familie hier eingesperrt. Später erforschte er die Geschichte seiner Familie und erfuhr, dass vier seiner Münchner Verwandten in Dachau inhaftiert waren. Thomas Nowotny verfasste Gedächtnisblätter zu seinen Angehörigen und ein weiteres über den Münchner Kinderarzt Ludwig Kaumheimer, auf den er durch die schriftlichen Erinnerungen seiner Großmutter aufmerksam geworden war.

Deine Tante hat in den Zwanzigerjahren ihre Mutter gefragt: „Warum gibt es in München eigentlich keine Kaumheimer-Straße?“, so beeindruckt war sie von ihrem Kinderarzt. Gibt es heute wieder einen Grund, diese Frage zu stellen?

Ja, unbedingt. Er war ein guter Kinderarzt, er war am von Haunerschen Kinderspital tätig, er hat dort auch Forschung betrieben, er ist im ersten Weltkrieg Soldat gewesen, hochdekoriert.  Und dann ist er eben von den Nazis wie alle jüdischen Münchner sehr schlecht behandelt worden, er wurde in Dachau eingesperrt und ist aus dem Land gejagt worden. Ich denke, das sind schon viele Gründe, auch heute an ihn zu erinnern.

Straßen werden oft nach Menschen benannt, die sich besonders für die Gesellschaft engagiert haben. Du hast die Tätigkeit von Ludwig Kaumheimer am von Haunerschen Kinderspital und seine wissenschaftliche Forschung als Arzt erwähnt. Gibt es darüber hinaus noch weitere Aktivitäten?

Ludwig Kaumheimer hat bis in die dreißiger Jahre, bis zu seiner Emigration, die Kinder im Antonien-Heim ehrenamtlich betreut. Das Antonienheim war ab Mitte der zwanziger Jahre ein Heim für arme jüdische Kinder. Und er hat sich im Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens in München engagiert, er war stellvertretender Vorsitzender. Er gehörte also zu den Menschen, die sich öffentlich gegen Antisemitismus wandten und sich für die Integration jüdischer Deutscher in die Gesellschaft einsetzten.

Gibt es einen speziellen Ort, ein städtebauliches Umfeld, wo du dir eine Ludwig-Kaumheimer-Straße gut vorstellen könntest?

Ludwig Kaumheimer hatte seine Praxis in der Karlstraße 7. Ich denke nicht, dass man die Karlstraße umbenennen wird. Dort sollte aber eine Gedenktafel oder ein Stolperstein an ihn erinnern. Jetzt ist in Großhadern ein Neubau für das von Haunersche Kinderspital geplant. Bei einem solchen Neubau entstehen in der Regel neue Straßen. Da wäre es doch eine Idee, eine dieser Straßen nach ihm zu benennen.

Ludwig Kaumheimer ist 1938 in die USA emigriert. Was bedeutete das Exil für sein Leben?

Es bedeutete einen völligen Einschnitt, nicht nur was seine materiellen Lebensverhältnisse, sondern auch, was seine berufliche Karriere anging. Er konnte nicht mehr als Arzt arbeiten, weil er durch mangelnde Sprachkenntnisse nicht in der Lage war, das amerikanische Examen abzulegen. Er war ja nicht mehr der Jüngste, er war schon Mitte Fünfzig. Er arbeitete dann als Krankenpfleger in einem Krankenhaus in der Nähe von San Francisco. Und ich denke, das war ein harter Schlag für ihn. Denn nach dem, was ich über ihn weiß, war er mit Leib und Seele Kinderarzt.