Freitag, 31. Juli 2015

W-Seminar Grafing: Gestaltungsworkshop mit Bruno Schachtner



von Sabine Gerhardus

29.7.2015 im Max Mannheimer Studienzentrum in Dachau. Kurz vor den Sommerferien trafen sich hier die Schüler des W-Seminars Grafing und ihrer Lehrerin Petra Köpf mit dem Dachauer Künstler und Grafiker Bruno Schachtner. Ein Schuljahr voller Arbeit, Theorie und Suche in Archiven liegt hinter ihnen. Noch bevor die Texte für die Gedächtnisblätter fertig geschrieben werden, dürfen die Schüler sich mit ihrer Biographie von einer ganz anderen Seite her befassen: Wie soll mein Gedächtnisblatt aussehen? Wie gestalte ich die Lebensgeschichte so, dass sie Interesse weckt, Leser anzieht? 
Profi-Tipps des Grafikers wurden gleich in Skizzen, Entwürfe, Zeichnungen umgesetzt. Alle wollen nun aufpassen, dass das  Verhältnis von Text und Bild stimmt, dass man das Gedächtnisblatt „nicht zu voll macht“, nicht zu viel auf eine Seite packt und Acht geben, dass es den Leser interessiert.

Bruno Schachtner zeigt, wie man Seiten einteilt

Eine der wichtigsten Erkenntnisse für Melanie war, dass es von der Gestaltung her etwas Durchgehendes geben kann, das alle vier Gedächtnisbuch-Seiten miteinander verbindet. Alicia fand die Einteilung des Textes in Spalten wichtig und hat schon eine Idee für die zeichnerische Gestaltung der Frontseite. Lena ist klar geworden, dass ein Thema ihrer Biographie (Auswanderung) nicht nur einer unter vielen Punkten ist, sondern dass es ein Schwerpunkt im Gedächtnisblatt werden soll. Sie hat dazu jetzt auch eine ganz konkrete kreative Idee entwickelt. Jonathan meint, wenn man bastelt, was in der Hand hält, dann weiß man plötzlich besser, worauf es ankommt – selbst wenn man eigentlich im Computer gestalten will – „da sieht man ganz anders drauf“. Eva drückt aus, was auch die anderen denken: „Endlich hat man hat ein Bild vor Augen, wie man das Gedächtnisblatt gestalten will!“ Dankeschön an Bruno Schachtner!
Und noch ein herzliches Danke geht an den BLLV, der das Mittagessen bezahlte!

Donnerstag, 30. Juli 2015

Besuch im Amsterdamer "Verzetsmuseum" (Widerstandsmuseum)


 
Kuratorin Karen Tessel und König Willem-Alexander am 22. April bei der Vitrine mit Gegenständen des ehemaligen Häftlings Pim Boellaard


von Hedy Esters und Thomas Schlichenmayer

Wir haben auf Empfehlung von Sabine Gerhardus und Klaus Schultz am 20.7.2015 das „Verzetsmuseum“ (Widerstandsmuseum) in Amsterdam besucht. Das Museum befasst sich u.a. mit dem niederländischen Widerstand gegen die Besetzung durch Nazi-Deutschland von 1940 bis 1945. In Videosequenzen, Schautafeln, Fotos und Hörstationen wird das Thema ausgesprochen anschaulich und spannend behandelt.

Besonders angetan hat uns die ständige Ausstellung im sogenannten Junior-Museum. Hier wird am Beispiel von vier niederländischen Kindern mit unterschiedlichem sozialen und gesellschaftlichen Hintergrund quasi spielerisch deren Alltag in der Zeit der Judenverfolgung, des Widerstands aber auch der Anpassung dargestellt. Die jugendlichen Besucher werden in einer wunderbar liebevoll gestalteten häusliche Umgebung durch diese Zeit geführt. Es gibt im Museum keine Altersbeschränkung für jugendliche Besucher.

Vom 23.4.2015 bis 25.10.2015 ist im Verzetsmuseum die Wechselausstellung „Namen statt Nummern“ zu sehen. Zwischen 1941 und 1945 saßen über 2000 Niederländer, hauptsächlich politische Gefangene, im KZ-Dachau ein. Ihr Name spielte mit der Ankunft im KZ keine Rolle mehr. Sie waren nur noch Nummern. In der Ausstellung stehen aber die Personen hinter den Nummern im Mittelpunkt. Jugendliche haben Biographien für das Gedächtnisbuch für die ehemaligen Häftlinge geschrieben.

In der Ausstellung entsteht ein interaktives Monument für ehemalige Gefangene aus den Niederlanden. Es soll dem Besucher Antworten auf folgende Fragen geben: Wie viele niederländische Gefangene haben Dachau überlebt? Wie viele niederländische Frauen wurden dort gefangen gehalten? Besucher können digital Informationen hinzufügen, sodass ein immer kompletteres Bild entsteht.

Wir hatten das Glück durch Gerard Mensink, einem der Mitgestalter des Museums, eine äußerst kompetente Führung durch das Museum zu bekommen. Nachdem er uns 2 Stunden quasi im Schnelldurchgang durch die Ausstellungen geführt hat, sind wir noch weitere 3 Stunden im Museum geblieben.

Wir können jedem, der nach Amsterdam kommt, empfehlen, das „Verzetsmuseum“ zu besuchen. Oder umgekehrt: Der Besuch dieser sehr schönen Stadt lohnt sich schon alleine wegen des wundervollen Museums.

Dienstag, 28. Juli 2015

"Eine bessere Vorstellung von Ferdinand Kissingers Leben" - Spurensuche in München

Katharina erzählt (Foto: Julian Monatzeder)
Katharina Steinegger war mit dem Regisseur Julian Monatzeder im Münchner Stadtteil Lehel auf Spurensuche für ihr Gedächtnisblatt zu Ferdinand Kissinger. Hier ihre Eindrücke:
Am Sonntag, den 19.7.2015 machte ich gemeinsam mit dem Filmteam des BLLV auf den Spuren Ferdinand Kissingers eine Tour durch München, um Filmaufnahmen für den BLLV zu machen. Dabei besuchten wir Orte, die während Ferdinands Leben in München wichtig für ihn waren, also Wohnorte und auch den ehemaligen Standort der Jüdischen Volksschule, an der Kissinger unterrichtet hatte. Viele der Wohnhäuser von damals existieren noch und stehen unter Denkmalschutz. Mir persönlich hat diese Tour sehr geholfen, eine bessere Vorstellung von Ferdinand Kissingers Leben in München zu bekommen und ihn noch besser kennenzulernen.

Auf den Spuren von Ferdinand Kissinger




Katharina auf Spurensuche im Lehel

Julian Monatzeder, Regisseur und Kameramann, begleitet zurzeit Katharina Steinegger bei ihrer Recherche für ein Gedächtnisblatt zu Ferdinand Kissinger. Dabei entsteht auch ein Dokumentarfilm im Auftrag des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV). Unlängst waren beide in München auf Spurensuche. Hier die Eindrücke von Julian Monatzeder.

Text und Bilder: Julian Monatzeder

Am letzten Sonntag wollten wir uns einmal genauer ansehen, wo Ferdinand Kissinger lebte und unterrichtete. Mit der Kamera waren wir deshalb in München unterwegs. Kissinger zog oft um, wohnte allerdings abgesehen von seiner ersten Wohnung in Schwabing stets im Lehel. Überraschenderweise sind fast alle originalen Altbauten erhalten geblieben. Eine Ausnahme bildet nur die Schule, in der er unterrichtete - sie wurde von den Nationalsozialisten zerstört, sowie der letzte Wohnort Kissingers, ein Haus in der Bürkleinstraße, das nach dem Krieg durch einen Neubau ersetzt wurde. Als wir vor den Häusern standen, in denen der jüdische Lehrer einmal gelebt hatte, wurde die Geschichte plötzlich zum Greifen nah.

Gedenktafel am Ort der früheren Synagoge „Ohel Jakob“: Kissinger war Lehrer in der dazugehörigen Volksschule

Durch ihre gründlichen Recherchen wusste Katharina zu jedem einzelnen dieser Wohnorte etwas zu erzählen. Eine Wohnung wird wohl auf tragische Weise von diesem Tag besonders in Erinnerung bleiben. Kissinger lebte in den späten Zwanzigern und frühen Dreißigern in einem schönen neoklassizistischen Bau gegenüber der Lukaskirche in der Thierschstraße. Die Lage ist insofern bemerkenswert, da Adolf Hitler in dieser Zeit in derselben Straße nur wenige hundert Meter entfernt wohnte. Es ist schon eine tragische Ironie des Schicksals, dass Hitler zu dieser Zeit noch zur Untermiete in einem winzigen Zimmer lebte, während er wenig später die Enteignung und Deportation von Millionen Juden und damit auch Ferdinand Kissingers zu verantworten hatte.

Donnerstag, 23. Juli 2015

Erstes Treffen mit neuem W-Seminar am Camerloher-Gymnasium



Das zukünftige W-Seminar am Camerloher-Gymnasium mit Seminarleiter Andreas Decker beim ersten Treffen mit Sabine Gerhardus (nicht im Bild) am 21.7.2015


von Sabine Gerhardus

Am Dienstag, dem 21.7.2015,  traf ich zum ersten Mal die Teilnehmer des künftigen W-Seminars am Camerloher-Gymnasium in Freising. Ab September werden sie Biographien von Personen aus Freising und Umgebung erforschen, die Häftlinge des KZ Dachau waren. Trotz Hitzefrei blieben 11 Schülerinnen und ein Schüler, als die anderen schon nach Hause gehen durften. So konnten wir uns schon mal einen ersten Eindruck voneinander machen: Die Schüler lernten mich als ihre Projektpartnerin beim Gedächtnisbuch kennen und bekamen erste Informationen vom Ablauf des Seminars. Dann erzählten sie mir, weshalb sie dieses Seminar gewählt haben, was sie sich erwarten und erhoffen, zum Beispiel: Angehörige eines ehemaligen Häftlings zu finden, um mit ihnen sprechen zu können, mehr über eine Person herauszufinden, die nahe am eigenen Wohnort gelebt hat oder zu erfahren, was die ehemaligen Häftlinge nach ihrer Befreiung gemacht haben. Manche machten sich auch Sorgen: Vor allem, ob sie genügend Material für eine Biographie finden werden, aber auch, ob sie genügend Zeit und Durchhaltevermögen aufbringen werden …
Die meisten freuen sich auf das Seminar: „Es ist sicherlich ein tolles Gefühl, Dinge herauszufinden, die bisher unbekannt waren.“ So viel Neugier und Forschergeist sind die besten Voraussetzungen! Wir wünschen Euch ein schönes Seminar und bei Eurer Arbeit viel Freude und Erfolg!