Donnerstag, 30. April 2015

Befreiungsfeier mit ehemaligen Häftlingen

Wir freuen uns, dass auch dieses Jahr eine ganze Reihe in Gedächtnisblättern gewürdigte Dachau-Überlebende zur Befreiungsfeier anwesend sein werden.

Bisher wissen wir von
Uri Chanoch
Mussij Dmytrowytsch Halajko
Pjotr Stepanowitsch Kudin
Max Mannheimer
Abba Naor
Henk van de Water.


Wir wünschen einen angenehmen Aufenthalt!

Koningsdag im Generalkonsulat

Klaus Schultz, Sabine Gerhardus und Ludwig Schmidinger vertraten das Gedächtnisbuch am Koningsdag, der Feier des Geburtstages von König Willem-Alexander, im niederländischen Generalkonsulat am 28. April. Willem-Alexander hatte die Gedächtnisbuch-Ausstellung im Widerstandsmuseum in Amsterdam eröffnet.

Augsburger Allgemeine Zeitung schreibt über Henry Landman

Einen Artikel über die Erlebnisse des aus Augsburg vertriebenen Henry Landman, der als amerikanischer Soldat zurückkehrte, bringt derzeit die Augsburger Allgemeine Zeitung. Wir haben in den letzten Einträgen seine Dachauer Erfahrungen bei Kriegsende wiedergegeben.
Online findet sich der Artikel der Augsburger Allgemeinen hier:
http://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/Ein-Befreier-einst-aus-Augsburg-vertrieben-id33865627.html .

Mittwoch, 29. April 2015

Henry (Heinz) Landman und der 70. Jahrestag der Befreiung von Dachau


(Der englische Originaltext findet sich im vorhergehenden Blogeintrag.)

Veronika Stumpf schrieb vor einigen Jahren die Biographie von Henry Landman für das Gedächtnisbuch. Wir danken Rick Landman sehr herzlichen für den folgenden Text, der er über die Erinnerungen seines Vaters an die Befreiung von Dachau schrieb.

Mein Vater war sehr aufgewühlt, als er die Einladung zum 70. Jahrestag der Befreiung Dachaus erhielt. Denn er war nicht nur einer der amerikanischen Soldaten bei der Befreiung, sondern er war auch als Jude nach der Kristallnacht in Dachau interniert gewesen. Im Lauf der Jahre hat er mir viel über Dachau erzählt, aber die folgende Geschichte ist die wichtigste für den 70. Jahrestag der Befreiung. Sie folgt dem, was mir mein Vater erzählt hat.


1945 bestand die Stadt Dachau im wesentlichen aus einer Hauptstraße mit einigen Seitenstraßen. Als er diese Straße erreichte, war sie voller Menschen, die schrien, aßen, plünderten, und entweder wegen ihrer neuen Freiheit aufgeregt waren oder in Sorge darüber waren, was als nächstes passieren würde. Colonol Porter teilte ihm einen Jeep zu, und als er die Straße entlang fuhr, sprang eine Frau in einem langen schwarzen Kleid in die Mitte der Straße und winkte, um die Aufmerksamkeit meines Vaters auf sich zu ziehen. Sein Jeep hielt und mein Vater sprang in seiner US-Army-Uniform heraus, er hatte sein Gewehr bei sich und fragte sie, was sie wollte. Ihr Gesicht zeigte eine Mischung aus Dringlichkeit und Angst, aber sie beruhigte sich und bedeutete ihm, ihr in ein kleines Haus mit einer Bäckerei im Erdgeschoß zu folgen. Sie wollte die Straße verlassen, um ihm zu erzählen, warum sie so außer sich war. Im Haus erklärte sie, dass sich unten jemand versteckte, der sich direkt bei einem amerikanischen Soldaten ergeben wollte. Sie sagte, sie wolle ihn aus dem Haus haben und wüsste nicht, was sie tun sollte.
Der Mann, der in ihren Laden gerannt war, trug immer noch seine SS-Uniform und fürchtete sich mehr vor den gerade befreiten KZ-Häftlingen als vor der US-Armee. Mein Vater ging eine Wendeltreppe hinunter, er sicherte mit seinem Gewehr, als er langsam hinabstieg, und da, in eine Ecke gedrückt, stand womöglich ein ehemaliger diensthabender Hauptsurmführer der SS-Offiziere des Dachauer Konzentrationslagers. Als der Nazi-Offizier meinen Vater sah, stand er auf, salutierte mit dem amerikanischen Gruß und sagte, er wolle sich einem Amerikaner ergeben, um sicher vor dem Mob der früheren KZ-Insassen zu sein. Das alles kam meinem Vater sehr bizarr vor, denn er erinnerte sich gut daran, wie es war, in Dachau eingesperrt zu sein. Auch wenn dieser Mann nicht derselbe Diensthabende war wie 1938, erschien es meinem Vater sehr seltsam, der Retter eines SS-Offiziers zu werden. Rückblickend fragte sich mein Vater, ob der Oberst vielleicht der Sohn der schreienden Frau war und ob sie ihn vielleicht dazu gebracht hat, ihren Sohn zu retten.
Mein Vater erklärte nicht, wer er war und warum er Deutsch sprach und er ließ sie im Unklaren, ob alle US-Soldaten so versiert waren wie er. Der Offizier stieg mit den Händen über dem Kopf die Treppe hinauf. Mein Vater und der andere Soldat, der den Jeep bewachte, brachten den Hauptmann auf der Kühlerhaube des Jeeps unter und sie befahlen ihm, sich an der Metalstange festzuhalten, die an der Frontstoßstange befestigt war. Dieses Metalstange war die neueste Erfindung der Amerikaner, die die Jeepfahrer davor schützen sollte, enthauptet zu werden. Denn die Deutschen spannten dünne Metalldrähte zwischen Bäumen beiderseits der Straße und warteten darauf, dass die Amerikaner in ihren offenen Jeeps hineinfuhren und ihnen die Köpfe abeschnitten wurden.
An diesem Tag musste sich mein Vater nicht mehr wegen einer Enthauptung sorgen. Zusätzlich zur vorstehenden Metallstange hatte er einen Nazi-Offizier vor sich, der jeden Draht zuerst zu spüren bekommen würde. Als mein Vater die Dachauer Hauptstraße entlang fuhr mit dem prominenten Nazi auf dem Kühler, erinnerte er sich daran, dass man ihm vor sechs Jahren, als er aus Dachau entlassen wurde, gesagt hatte, er solle so schnell wie möglich Deutschland verlassen, weil er das nächste Mal nicht mehr lebend aus dem Lager käme. Sechs Jahre später rettete er einen Mann, der für das ganze Morden verantwortlich war.
           

Henry (Heinz) Landman and the 70th Anniversary of the Liberation of Dachau


(Eine deutsche Übersetzung findet sich im nächsten Blogeintrag.)

Veronika Stumpf wrote the biography of Henry Landman for the book of remembrance some years ago. Many thanks to Rick Landman who wrote the following text about his fathers remembrance on the liberation of Dachau.


My father was so excited to be invited to the 70th Anniversary of the liberation of Dachau; for he was not only there at the liberation as an American soldier, but was also interned there as a Jew after Kristallnacht.  Sadly, he died shortly after receiving the invitation.  Over the years, he told me so many stories about Dachau, but I think this one is the most relevant for the 70th Anniversary of the Liberation. This is in remembrance of one of the stories my father told me.

In 1945, the town of Dachau had one major road with a few side streets off to the sides.  When he arrived the street was full of people shouting, eating, looting, and running around either in exuberance of their new freedom or fear of what will happen next.   Colonel Porter gave him a jeep, and while riding down the street, a woman in a long black dress jumped into the middle of the street waving her hands trying to get my father’s attention. His jeep stopped and my father hopped out in his U.S. Army uniform, carrying his rifle and went up to her asked her what she wanted.  Her face showed a combination of urgency and fear, but she calmed down and motioned him to go with her into a small house with a bakery on the ground floor.  She wanted to get off the street before she would tell him why she was so frantic.  When inside, she explained that someone was hiding downstairs who wanted to surrender directly to an American soldier.  She said that she just wanted him out of her house and didn’t know what to do. 

The man who ran into her store was still wearing his S.S. uniform and was more afraid of the newly liberated concentration camp prisoners than he was of the U.S. Army.  My father went down a spiral staircase pointing his rifle as he slowly descended, and there hovering in the corner, was probably a former Captain in charge of the S.S. officers at Dachau Concentration Camp.  When the Nazi officer saw my father, he stood up and saluted him with an American salute and he said that he wanted to surrender to an American, and be away from the mob of former inmates.  The whole thing was so bizarre to my father who could still remember being in Dachau as an inmate.  Even if this man was not the same Captain as in 1938, the thought of my father being the savior of an S.S. officer was quite ironic.  In retrospect, my father wondered if the Captain was actually the son of the screaming woman, and she tricked him into saving her son.

 My father didn’t explain who he was and why he spoke German and just let them wonder if all of the U.S. soldiers were as conversant as he.  The Captain walked upstairs with his hands over his head, and then my father and the other soldier who was watching the jeep put the Captain on the hood of the jeep and told him to hold on to the metal bar that was attached to the front bumper.  This bar was the latest invention of the Americans to try to keep them from being decapitated.  The Germans would tie a thin wire around a tree on one side of the street and then cross the street and tie it to another tree, hoping that the American soldiers in the convertible jeeps would ride by and have their heads sliced off.

My father didn’t have to worry this day about any decapitation.  In addition to the outreaching metal stick, he had a Nazi officer in the front who would feel any wire before they would.  As my father drove down the main street of Dachau with this prominent Nazi on the hood, he remembered that six years earlier he was released from Dachau and was told that he better get out of Germany, because the next time he ended up in that camp, he wouldn’t be getting out alive.  Now six years later, he was an American soldier saving the life of a man in charge of all that killing.                       

Sonntag, 26. April 2015

Stationenweg 70. Jahrestag des Todesmarsches


Evangelische Versöhnungskirche und Katholische Seelsorge an der KZ-Gedenkstätte veranstalteten am 26. April den Stationenweg am 70. Jahrestag des Todesmarsches aus dem KZ Dachau. Zu den Mitveranstaltern gehörte das Dachauer Forum. Alle drei Organisationen sind Trägern des Gedächtnisbuchs. Zum Auftakt in der Versöhnungskirche sprach neben anderen Rednern Max Mannheimer.
Unser Foto zeigt die Station "Nie wieder Rassismus!". Jutta Neupert vom Arbeitskreis Asyl berichtete über die elende Situation der in Deutschland und speziell der in Dachau lebenden Flüchtlinge. Sie formulierte eine eindrückliche Forderung an die Politik: Schafft endlich Unterkünfte in Dachau mit Sozialwohnungsniveau.

Samstag, 25. April 2015

Und noch eine Fotoseite zu Amsterdam: Eröffnung der Ausstellung im Widerstandsmuseum

König Willem-Alexander spricht mit Jaap van Mesdag vor dessen Virtrine, in der man den Kasten mit der Trompete sieht, die Jaap van Mesdag durch alle Konzentrationslager begleitet hat.  
Willem-Alexander Gespräch mit Ylva Sluiter, die 2012 die Biographie von Jaap van Mesdag geschrieben hat.
Vor der Vitrine zu der in Eritrea verschleppten Aster Fissehatsion (Projekt in Kooperation mit Amnesty International)
Im Gespräch mit Jan van Kuik und Jan de Vaal.
Im Gespräch mit Jos Sinnema, Schülern, dem Lehrer Simon Verhoef, und Aik Meuse, Mitinitiator des Ausstellungsprojekts.


Ohne Worte.

Fotos von der Ausstellungseröffnung im Widerstandsmuseum Amsterdam

König Willem-Alexander in einer Gesprächsrunde mit den ehemaligen Häftlingen des KZ Dachau (gegen den Uhrzeigersinn): Jan de Vaal, Jan van Kuik, Willemijn Petroff-van Gurp, Ernst Sillem, Gosse Blijdorp, Jaap van Mesdag (letzterer begleitet von seiner Frau)

Liesbeth van der Horst, die Direktorin des Widerstandsmuseums, König Willem-Alexander, die Kuratorin der Ausstellung Karen Tessel, Klaus Schultz, Diakon der Versöhnungskirche und der Dachauer OB Florian Hartmann.

V.l.n.r.: König Willem-Alexander im Gespräch mit Thom Tullenaar (Vorstandsmitglied beim „Freundeskreis der ehemaligen Dachau-Häftlinge“, Sabine Gerhardus (Gedächtnisbuch Dachau), Sonja Holtz-Arendse (CID) und Marjolijn de Loos (Vorstandsmitglied beim „Freundeskreis der ehemaligen Natzweiler-Häftlinge“)

Ernst Sillem mit Tess Meerding und Sydney Weith

Freitag, 24. April 2015

Link auf Video und weitere Fotos von der Ausstellungseröffnung in Amsterdam

Zur Ausstellungseröffnung gibt es ein Video online: Das Interview mit Willemijn und Jelle und Jop wurde am 22. April 2015 vor der Ausstellungseröffnung aufgenommen.

http://www.at5.nl/artikelen/142368/video-dachau-gevangenen-krijgen-naam-en-gezicht-in-verzetsmuseum

Und hier folgen noch weitere Fotos:




Buchvorstellung Namen statt Nummern im Widerstandsmuseum in Amsterdam



von Sabine Gerhardus

Am 24. April 2015 stellt das Widerstandsmuseum in Amsterdam das Buch „Geen nummers maar Namen. Levensverhalen uit concentratiekamp Dachau“ (Namen statt Nummern. Lebensgeschichten aus dem Konzentrationslager Dachau) vor. Das Buch beinhaltet Lebensgeschichten von niederländischen Häftlingen im Konzentrationslager Dachau, die von niederländischen und deutschen Schülern sowie in einem Fall von Angehörigen verfasst wurden, sowie eine Einführung von Jos Sinnema und Sabine Gerhardus.


König Willem-Alexander bekam  bereits am Mittwoch, dem 23.4.2015, von zwei Schülern des Het Baarnsch Lyceums Tess Verduijn und Jur Plötz ein Exemplar. Die beiden haben die darin enthaltene Biographie von Lies Bueninck verfasst.

Lies-Bueninck-Hendrikse erhielt im Konzentrationslager Herzogenbusch ein Foto ihrer zweijährigen Tochter Joke. Es war als Postkarte getarnt, nur deshalb konnte das Foto zu ihr gelangen. Es gelang Lies, dieses Foto während ihrer gesamten Zeit im Lager zu verstecken, sie nahm es mit nach Ravensbrück und ins Außenlager Agfa-Kamerawerke des KZ Dachau. Die Ausstellungskuratorin Karen Tessel: „Das war ihr Halt. Durch die Sehnsucht nach ihrer Tochter konnte sie alle Entbehrungen durchstehen. Auch für die Mitgefangenen von Lies bedeutete dieses Foto der kleinen Joke viel.“ Einer von ihnen schrieb: „Wir alle genossen jeden Tag das heitere liebe Kindergesicht.“ Das Foto, dem man ansieht, das es immer wieder versteckt wurde, liegt in der Ausstellung in Lies´ Vitrine. Auf der Website es Widerstandsmuseums kann man ein Bild des Fotos sehen: http://www.verzetsmuseum.org/museum/nl/exposities/expositie-geen-nummers-maar-namen


König Willem-Alexander eröffnet im Widerstandsmuseum in Amsterdam die Ausstellung Namen statt Nummern – Niederländische politische Häftlinge im Konzentrationslager Dachau



von Sabine Gerhardus

Das Gedächtnisbuch für die Häftlinge des KZ Dachau ist Ausgangspunkt für eine neue Sonderausstellung im Amsterdamer Widerstandsmuseum, die am 22. April von König Willem-Alexander eröffnet wurde. Zwischen 1941 und 1945 saßen über zweitausend Niederländer, vornehmlich politische Gefangene, im Konzentrationslager Dachau ein. Bei ihrer Ankunft bekamen sie eine Nummer; ihr Name spielte von da an keine Rolle mehr. Indem der König auf dem Ausstellungsplakat die Nummern von zwei ehemaligen Häftlingen durch ihre Namen ersetzte, gab er ihnen ihre Identität zurück und erklärte die Ausstellung für eröffnet.

Die heute 96-jährige ehemalige Gefangene Willemijn Petroff-van Gurp schrieb im Konzentrationslager ein Lieder- und Psalmen-Büchlein, das ihr die Kraft gab durchzuhalten. Ihre beiden jungen Biographen, Jelle Braaksma und Jop Bruin, die 2013 ihr Gedächtnisblatt in der Versöhnungskirche vorgestellt haben, hatten die Ehre die Ausstellung zusammen mit dem König zu eröffnen. Jop Bruin erzählte, seit dem Biographie-Projekt eine gute neue Freundin zu haben: „Willemijn lässt uns darüber nachdenken was im Leben wirklich wichtig ist.“

„Die Begegnung zwischen den Generationen macht Namen statt Nummern zu einem besonderen Projekt“, so heißt es in einer Presseerklärung des Widerstandsmuseums. Die Ausstellungskuratorin Karen Tessel erzählt, was sie besonders inspirierte: „Willemijn ist eine Art Adoptiv-Oma für Jop und Jelle geworden. Sie wollen sogar zusammen mit ihr nach Italien reisen, da sie fließend italienisch spricht. Dass ein Projekt über Lebensgeschichten von ehemaligen Dachau-Gefangenen zu so etwas führen kann, beeindruckte mich sehr.“ 

Das Verhältnis, das zwischen den jungen Biographen und den einst Inhaftierten, ihren Familienmitgliedern und dem Thema Zweiter Weltkrieg entsteht, so erläutert Tessel weiter, sei einer der wichtigen Gründe gewesen, dieses Projekt zu entwickeln. Es war auch der Grund, weshalb sich  König Willem-Alexander für das Projekt interessierte und die Ausstellung eröffnete. Er nahm sich viel Zeit für Gespräche mit den sechs anwesenden Überlebenden des Konzentrationslagers und den Schülern.

Den Ausstellungsmachern gelang es auf bewegende Art, die Begegnung zwischen den Generationen in den Mittelpunkt zu stellen und mit der Geschichte von 12 ehemaligen Häftlingen zu verbinden. In 12 Vitrinen erzählen Erinnerungsstücke aus dem Leben des ehemaligen Häftlings. Die Schüler erzählen in kurzen Videosequenzen die Geschichte, die dem Gegenstand seine Bedeutung gibt. In einigen Videos kann man die Jugendlichen im Gespräch mit dem ehemaligen Häftling sehen.

In Kooperation  mit Amnesty International zeigt das Widerstandsmuseum, dass auch heute, 70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg immer noch Menschen aufgrund ihrer Meinung oder ihres Widerstands gefangen genommen werden. Ähnlich wie für das Gedächtnisbuch erarbeiteten Schüler  Biographien von drei aktuellen Gefangenen. Aster Fissehatsion unterzeichnete 2001 in Eritrea zusammen mit 14 anderen einen offenen Brief an den Präsidenten, in dem sie zu einem demokratischen Dialog aufriefen. Vier Monate später wurden die Unterzeichner verhaftet. Aster ist seitdem spurlos verschwunden. Ihr damals 15-jähriger Sohn flüchtete später in die Niederlande und half den Schülern bei ihrer Arbeit.

Die Zusammenarbeit mit dem Widerstandsmuseum kam zustande durch den ehrenamtlich engagierten Mitarbeiter des Gedächtnisbuchs in Amsterdam, Jos Sinnema. Sinnema hatte 2002 in einem Amsterdamer Briefmarkenladen einen Brief des Tschechen Karel Horais aus dem Konzentrationslager Dachau gefunden. Er war davon so fasziniert, dass er sich auf die Suche nach Horais´ Geschichte machte und schließlich seine Biographie für das Gedächtnisbuch schrieb. Diese Erfahrung ließ Sinnema nicht mehr los. Er fand einen interessierten Lehrer im Cartesius-Lyceum in Amsterdam, der bereit war, mit ihm zusammen ein Schüler-Projekt zu starten. Seit 2010 erstellen niederländische Schüler unter seiner Anleitung jährlich neue Biographien für das Gedächtnisbuch. Ihr Engagement  ist jetzt zur Grundlage für eine bewegende Ausstellung, eine Publikation, ein Theaterprojekt und eine Reihe von weiteren Veranstaltungen in den Niederlanden geworden.

Namen statt Nummern – Niederländische politische Häftlinge im Konzentrationslager Dachau ist bis zum 25. Oktober im Widerstandsmuseum in Amsterdam zu sehen. Die Ausstellung ist zweisprachig, englisch und niederländisch.